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Meine Reise 2015/16 nach Paraguay
#1
Paraguay: Meine Reise 2015/16

Ich war über Weihnachten 3 Wochen in PY, um das Land und Leute mir anzusehen. Natürlich war mein Hintergrund der Gedanke der Auswanderung, wobei es mich auch allgemein interessierte, wie Südamerika ist, da ich dort bislang noch nicht war. Um unabhängig zu sein –zumal ich wegen der zu erwartenden Besonderheiten dieser Reise alleine war und Frau und Familie lieber nicht dabei hatte – nahm ich mir am Flughafen gleich einen Mietwagen (Kia Soul), der mich zuverlässig auf dieser Reise begleitete.
Ich startete also nach ca. 18h Flug in Asuncion und plante bei einer Pension deutscher Auswanderer einige Tage zu verbringen, Info´s zu sammeln und dann weiter zu reisen. Leider scheiterte ich hier gleich, da Asuncion nicht eine Stadt ist, sondern aus mehreren Städten besteht und es nicht nützt, nur die Straße in das Navi einzugeben. Ich landete also völlig falsch, jedoch bemerkte ich die Freundlichkeit der Leute, die mir gerne weiter halfen, dort auf ihrem Handy anriefen und so mich aus der ersten Misere befreiten. Meine Spanischkenntnisse erwiesen sich aber schnell als völlig unzureichend.
In dieser im Internet so toll ansehnlichen Pension war aber die nächste Enttäuschung da. Keiner der dort Anwesenden sprach ein Wort Deutsch oder Englisch, die Örtlichkeit war alles andere als so, wie erwartet. Mein Grausen war schon gesteigert, als ich sah, in welchem Zustand die Straßen waren -viele deutsche Feldwege können bessere Eignungen als Straßen aufweisen! Kurz entschlossen buchte ich mich dann in das Hotel Paraguay ein, einem alten, schönen Hotel am Rande der mutmaßlichen Innenstadt.
Mit einer Straßenkarte vom Hotel, meiner Kamera und viel Enthusiasmus ging ich nun gleich in die Stadt bei fast 38°C. Mit dem Kompass meiner Armbanduhr dachte ich, einfach wieder zurück zu kommen. Es war wenige Tage vor Weihnachten und ich erwartete eine lebendige Stadt offener Geschäfte, buntem Treiben usw. Was ich aber sah, war ernüchternd. Es gab schon Geschäfte, aber diese waren wenig einladend und erinnerten mich an die Läden in Straßen Ägyptens oder der Türkei. Die Gehwege waren in viel besseren Tagen mal erstellt worden und waren jetzt schlicht weg nur schwer passierbar. Vielfach waren Löcher, wacklige Platten oder fehlte der Belag. Es war auch viel Dreck und Müll auf der Straße bis hin zu ausgebrannten Wracks. Ach ja, die Straßen. Fast an jeder 2-3 Kreuzung stand diese unter Wasser. Man könnte meinen, dass das mit den enormen Regenfällen zu tun hätte. Weit gefehlt. Aus der Nähe betrachtet fand sich immer ein Rinnsal, welches von einer gebrochenen Wasserleitung (meist an den Absperrungen) aus der Straße sprudelte und dann sich über die Kreuzung verteilte. Naheliegend, dass das Wasser ausspült und durch den Verkehr dann teils sehr breite und tiefe Schlaglöcher zwangsläufig entstehen.
Weiter ging ich dann zum Fluss Paraguay, den lt. Karte ein Park säumen sollte. Direkt an dem Parkrand waren Bretterbuden und behelfsmäßige Lager aufgebaut. In dem Park –dort traute ich mich dann doch nicht hinein – sah man weitere Hüten und Arbeitslärm, nebst den üblichen Müll. Wenige Meter weiter war man dann am Palast der Republik, der auch schon bessere Tage gesehen hatte, dahinter ging es weiter mit einem Meer an weiteren Bretterbuden, die aber durch das Hochwasser überschwemmt waren, was mir nun die Besiedelung des Parks erklärlich machte.
Ich wollte mir dann etwas zum Trinken kaufen, jedoch nahmen die Geschäfte kein Bargeld und mit Masterkarte eine Flasche Wasser kaufen fand ich auch etwas seltsam. Später wurde mir klar, dass wer kein Bargeld hat, den kann man das auch nicht klauen.
Ich irrte dann noch etwas länger durch die Stadt – länger deshalb, weil ich trotz Kompass mit der Nordsonne und der dadurch verdrehten Himmelsrichtungen so meine Probleme hatte und schlicht immer wieder in falsche Richtungen ging. Unterwegs kaufte ich dann noch einige Äpfel für 5€/kg und anderes Obst in selber überteuerter Höhe. Völlig erschöpft war ich dann am ersten Tag nun im Hotel zurück.
Den nächsten Tag erkundete ich mit dem Auto. Ich fuhr also zum „museo del Barro“. Leider war dies aber geschlossen. In der Straße war das übliche Rinnsal ein rauschendes Bächlein und Arbeiter gerade dabei, neue Leitungen zu verlegen. Als Bauingenieur weckte das mein Interesse. Man hob also einen ca. 40cm tiefen und schaufelbreiten Graben aus. Darin wurde dann ein blaues Rohr verlegt und an den Kreuzungsstellen wurde gemufft bzw. es wurde nahtlos von Absperrung bis Absperrung verlegt. Der Graben füllte sich natürlich schnell mit Wasser infolge des Leitungsbruchs und in das alles wurde der Schaufelaushub dann einfach hineingeworfen und etwas eingestampft. Die Straßen sind selten asphaltiert, sondern mit einer Art Schrobbenpflaster (grobe Steine als Pflaster verlegt). Jegliche Art von Verdichtern (Rüttelplatte, Hubstampfer, Handstampfer) waren hierbei entbehrlich und nicht vorhanden.
Das Problem der Straßen war mir damit klar. Der Verkehr verdichtet den Grabenaushub. In den Rinnen steht länger das Wasser und spült vielleicht noch etwas aus. Die Leitung wird infolge der Senkung gedehnt und an den Muffen ist irgendwann die Zugbelastung zu hoch, so dass diese undicht wird und das Spiel des Wassers beginnt von vorn.
Direkt daneben fand ich dann Arbeiter einen Gehweg bauen. Ein sehr schönes Haus und der Gehweg war der bislang beste, den ich in der Stadt fand. Beim genaueren Hinsehen aber war klar, dass auch diese Arbeitsleitung nicht von Dauer sein wird. Man verlegte das Pflaster einfach auf der Erde. Bestenfalls 5-10cm Unterbau aus losem Schotter und vermörtelte Platten oder lose verlegtes Pflaster darüber. Das war alles. Nun gut, frostsicheren Unterbau braucht Paraguay sicherlich nicht, aber ein belastbarer Unterbau ist so nicht möglich und wird bald auch die bekannten Schäden aufweisen.
Bei der Besichtigung der Stadt fiel mit ein großer Kontrast auf zwischen dem, was der öffentliche Raum ist und dem, was auf den privaten Grundstücken steht. Die Straßen sind verkommen, Gehwege sehr schlecht, tief durchhängende Strom- und Telefonleitungen über der Straße und gordischen Knoten gleichenden Verbindungspunkten. Privat aber überaus schmucke Häuser, manchmal geradezu palastartige Anlagen. Moderne Hochhäuser die bei uns auch beachtlich wären. Glas-Stahl-Architektur, klassizistische Fassaden und schöne Gartenanlagen. Man sah auch viele alte Häuser, die aber meist schon sehr verfallen waren, Gras und Bäume aus den Dächern wachsen hatten, aber anzeigten, dass es hier mal eine wirklich schöne Stadt gegeben hatte. Auch sind Parks mit Badeanlagen – jetzt natürlich außer Betrieb und verwahrlost – zu sehen gewesen und angelegte Plätze, die von besseren Tagen erzählen.
Weiter ging es daher dann zum Zoo bzw. dem, was dem entsprechen sollte. Man zahlte zuerst Eintritt, um überhaupt auf das Gelände zu kommen, um dann beim eigentlichen Zoo nochmal Eintritt zu bezahlen. Kostenfrei war dann der Eintritt in ein kleines Museum, welches von 4-5 Mitarbeitern im Empfang betreut wurde. Ich war der einzige Gast. In den Vitrinen waren verstaubte Tierpräparationen, die teils schon verfallen waren mit Schildern, die auch mit Spanischkenntnissen kaum zu verstehen wären. Die Plakate und eigentlich alles in diesem Museum waren schlicht nicht museumstauglich mehr. Es war so, als würde man einen alten Dachboden betreten, in dem ein Museum die Ausstellungen des letzten Jahrhunderts eingelagert hatte. Den Zoo selbst sparte ich mir dann lieber und wanderte etwas durch den Park. Hier gab es tolle Bäume und Pflanzen zum Ansehen.
Am späteren Nachmittag ging ich dann in einige Einkaufcenter. Diese waren sehr nobel gestaltet, die Auslagen waren unseren vergleichbar gestaltet, wobei natürlich die unterschiedlichen Geschmäcker hier ein anderes Bild und Angebot bewirken. In den Einkaufsmärkten kann man der Sache nach alles kaufen, was man kennt und braucht. Jedoch zu meinen, das sei relational zu dem niedrigen Einkommen auch so billig, ist ein Irrtum. Sobald etwas nicht Grundversorgung war, reichten die Preise schnell in unsere deutsche Preiskategorie oder waren darüber. Eine Flasche Wein unter 10€ war nicht zu haben. Auch Süßigkeiten waren teuer (das billigere nationale Produkt sah mir nicht vielversprechend aus). Besonders überrascht war ich von dem Angebot an Obst und Gemüse. Selbst die Reste des Wochenmarkts im Billigangebot sahen besser aus als das, was hier feilgeboten wurde. Die Bananen schwarz und verdrückt, die Auswahl gering und der Preis, teurer als bei uns in Deutschland. Wie kann das sein? Ein Land, das klimatisch unserem kalten Deutschland um Längen besser Obst, Gemüse und Früchte liefern sollte und dann das? Einzig bei Fleischprodukten waren Angebot und der Preis sehr gut. Davon konnte ich aber nicht profitieren bei meiner Hotelunterkunft.
Das Hotel ist im Übrigen sehr schön gewesen. Es hatte dieses koloniale Flair. Schöne Höfe, noch aufwendig gestaltete Räume (der Speisesaal muss mal eine Art Musikhalle gewesen sein). Nur die Toiletten waren nicht auf Europäer mit Neigung zu üppigen Toilettenpapiergebrauch eingerichtet und so gab es hier einiges an Problemen.
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#2
Schon einigermaßen frustriert reiste ich nun aus Asuncion ab und fuhr die Routa 2 weiter in Richtung Villarica, zu meinem nächsten Ziel. Unterwegs wollte ich mir „San Bernhardino“, „Caacupe“ ansehen, wohin viele ausgewandert sind. Im Internet hatte ich da auch etwas gesehen und wollte dort vorbei schauen. Die Routas sind halbwegs gut zu befahren. Es sind breite 2-spurige Straßen (1x hin- 1xrück). Die Fahrbahn ist mit starkem Seitengefälle und besitzt breite, asphaltierte Randstreifen, fast so breit wie die Straße selbst. Damit diese nicht als zweite Fahrbahn genutzt werden sind dort alle paar Meter Wellen aus Asphalt oder Nagelleisten. Wie sinnvoll diese Bauart ist, sah ich bei den Regenfällen. Die Straße war fast ohne stehendes Wasser, was ich beeindruckend fand angesichts dieser Regenmengen. Entsprechend breit und tief sind die Gräben seitlich der Straße. Diese Straßen sind gut 15-25m breite Streifen, bevor seitlich Bäume, Gehwege oder Grundstücke anschließen. Platz ist in Paraguay nicht das Problem. Der Asphalt ist aber vielfach mit Brüchen und Schlaglöchern. Es lohnt sich nicht, zu schnell zu fahren und man achtet gut auf den Verkehr vor sich, der anzeigt, wo man die beste Fahrspur hat. Noch wichtiger ist aber die Achtsamkeit bezüglich der Wellen und Kuppen. In Paraguay gibt es zwar Regeln, die aber relativ frei ausgelebt werden. Folglich muss man mit anderen Maßnahmen dafür sorgen, dass nicht zu viel passiert. Entsprechend sind an jedem Ortsteingang ca. 15-25cm hohe Kuppen aufasphaltiert, die jeden Raser zwingen, auf geringstes Tempo zu reduzieren. Genauso sind auch die Kreuzungen gesichert, werden an Schulen, Bushaltestellen, Kindergärten oder sonstigen kritischen Punkten über diese Maßnahme die Geschwindigkeit reguliert. Nicht überall sind es aber Kuppen, häufig sind es auch Mulden, die zugleich der Entwässerung dienen und die man leider schnell übersieht. Mein Navi führte mich daher bei Caacupe nun zu diesem Ziel. Je mehr ich mich diesem aber näherte, desto mulmiger wurde mein Gefühl. Die Straßen waren von Asphalt zu diesen Steinpflasterstraßen und dann zu vermüllten Lehmstraßen geworden, in die der Regen tiefe Furchen ausgespült hatte nebst großen, freigespülten Steinen. Diese mit einem Kia Soul zu befahren, erwies sich als zunehmend kritisch. Irgendwann war ich dann vorn und hinten aufgesessen und nur mit Mühe kam ich wieder frei. Diese tolle Finka erwies sich als weiterer Auswanderalbtraum für mich. In dem Waldstück im Weg zu dem Grundstück waren Bretterbuden mit viel Müll herum, Es führte ein abenteuerlicher Weg, unpassierbar für normale Fahrzeuge dort hin. Sieht so der Traum der Auswanderung in der Realität dann aus? Ich kehrte dann um und fuhr weiter nach Villarica, in der Hoffnung, dass es eigentlich nur noch besser werden kann. Unterwegs gab es in den Orten lange Verkaufsstände. Diese haben die Besonderheit, dass letztlich alle Verkaufsprodukte auf dem Seitenstreifen frei aufgestellt werden bei Wind und Wetter. Je nach Ortschaft hat man dann eine endlose Reihung von Ständen mit Keramik, wobei jeder das gleiche verkauft. Es wiederholt sich alles stets und ständig, so dass es genügt, den ersten Stand abzugehen, um alles zu sehen. In anderen Orten sind es Holzteile, in anderen Stoffe usw. Das ist eine Besonderheit hier, dass letztlich ein Ort gemeinsam dasselbe produziert und verkauft. Vielfalt und Mischung des Angebots ist nicht deren Sache. Den „Largo Ypacarai“ sah ich nur aus der Ferne. Es soll gekippt sein und daher ohnehin kein Ziel für mich. Die Landschaft ist hügelig, jedoch kann man schon weit den Berg bei Villarica sehen. Paraguay ist halt ein sehr flaches Land. Die „Wälder“ kann man eher als Strauchland mit einigen Bäumen sehen. Die Wälder sind auch nur sehr kleinteilig. Überall sind Koppeln und Viehzucht gegeben. Ackerbau sieht man seltener. Die Kühe auf den Weiden waren meines Erachtens nicht besonders gut genährt. Auch das Grün der Weiden hätte ich mich voller vorgestellt. In diesen weiten Weiden sah man dann auch unzählige Hügel von Termiten. Wegen der enormen Regenfälle war der Sommer hier nicht normal. Man sah häufig das Wasser auf den Weiden stehen und daher ist der Boden meist eher sumpfig und wenig ertragreich. Das erklärt wohl die sehr geringe Anzahl Tiere in den Weiden als auch deren mageres Erscheinungsbild. Die Häuser der normalen Einwohner waren bescheiden. Es waren aber meist Steinhäuser in der üblichen 2-Zimmerbauweise mit einem überdachten Mittelplatz. Dort sah man die Leute sitzen, Kinder spielen und im Garten waren Kleinvieh oder eine Kuh. Man sagte mir, dass im Norden die meisten Häuser nur mit Brettern seien und der mittlere Teil schon besser daher sei. Jedoch die Friedhöfe sind respektabel. Da sind unsere Friedhöfe außer Konkurrenz banal. Statt die Toten in die Erde zu verscharren und grobe, stereotype Steinplatten und Kreuze darauf zu stellen, bauen hier die Leute Gruften wie kleine Häuser mit Portalen. Diese sind bunt angemalt oder mit Fliesen oder Stuck verziert. Man ist dann in einer „Stadt der Toten“. Jede Familie hat hier scheinbar ihre Gruft und entsprechend dem Reichtum und dem Stand sind diese teils groß und feudal, teils klein und einfach, aber allesamt meist schön und interessant. Je näher ich nun an Villarica kam, desto mehr fiel mir auf, dass die Landschaft und die Gegend sich veränderten. Es wurde etwas grüner, die Ortschaften waren deutlich weniger vermüllt. Die Kühe auf den Weiden schienen mir besser genährt und selbst die viele Katzen, die man so sah, waren weniger knochig und besser genährt. Man sah auch etwas mehr Dekoration am Straßenrand. Es gab hier Buschreihen, Blumenarrangements und bei manchem Kreisverkehr sogar so etwas wie Kunstgestaltungen darauf. In der Stadt aber war es ähnlich wie bislang in den anderen Städten. Ich fand nach einiger Suche das Hotel „Paraiso“, welches von Deutschen betrieben wird und fand sehr gute Unterkunft und Gesellschaft dort. Es ist eher eine Gastwirtschaft mit einigen Gästezimmern (die aber wie ein Hotel ausgestattet sind), Pool, großem Garten usw. Der Gastraum ist eine Reise wert. Man wird kaum einen Gastraum finden, in dem mehr Kuckucksuhren, Filmplakate, Bilder von Dresden usw. so vereint sind. Entsprechend zieren auch einige Prominentenbilder auch schon die Wände – Werbung muss ja auch sein. Unentwegt ertönen in allen Tonlagen diese Kuckucksrufe, schlagen Pendeluhren den Gong und ticken in allen Varianten die Uhren. Jedoch die genaue Uhrzeit ist hier verhandelbar. Ich genoss die Tage dort sehr, zumal ich endlich mangels Sprachbarriere – ich hätte doch mehr und fleißiger lernen sollen, was mir nun schmerzlich klar wurde – viele Fragen stellen konnte, andere Leute traf und es auch menschlich wärmer wurde. Nun hörte ich vieles vom Land und den Leuten, deren Art und wie es vielen Auswanderern ergangen ist in diesem Land ihrer Träume. Leider aber auch hier zeigte sich, dass wohl die allerwenigsten wirklich Erfolg und Glück fanden. Selbst die Betreiber des Hotels hatten etliche Krisen zu überstehen (Tornado, viele Stromausfälle, Überfall ….). Abends wenn man im Hotel sitzt, flackert ständig das Licht. Nicht selten gibt es längere Ausfallpausen, die man nur mit Generator überbrücken kann. In der Stadt gab es einige schöne Häuser, mehrheitlich aber waren die Häuser im schlechten Zustand. Das viele Wasser von oben und unten setzte stark zu. Die Straßen und Gehwege waren besser, aber nicht gut. Es gab hier schön angelegte Plätze, auf denen für Silvester alles Mögliche verkauft wurde, weitaus mehr als bei uns in Deutschland denkbar wäre. Die Leute liefen überall mit ihren Terere-Bechern herum, saßen essend und trinkend auf Bänken und waren sehr ruhig und entspannt. Die Straßen waren dominiert von alten Auto´s und vor allem Zweirädern. Mit Helm zu fahren muss als unschicklich empfunden werden, da kaum einer damit fuhr. Entsprechend schrecklich müssen die viele Unfälle ausfallen, wie man mir sagte. Wenn man hier einen Unfall verursacht, muss man Blutgeld zahlen. Man muss als Ausländer hierfür noch nicht einmal der Schuldige sein. Kommt man hier nicht zu einer Einigung, kann das für den Ausländer auch zu einer sehr kniffligen – lebensgefährlichen Angelegenheit werden. Da ein Ausländer immer Geld zu haben hat, sind die Forderungen auch entsprechend hoch, so dass jene, die selbst nur knapp durchkommen, damit in eine echte Krise kommen können. Die Frauen sind hier offensichtlich nicht ohne gutes Selbstbewusstsein. Sie kleiden sich gut und sind – zumindest in den jüngeren Semestern – meist gut aussehend. Man sieht sie gut gekleidet alleine auf ihren Zweirädern fahren. Auch den Männern hier ist ein gewisses Imponiergehabe anzumerken. Im Übrigen ist das „Macho“-Gehabe hier typisch Südamerikanisch gegeben. Treue ist hier nicht üblich und auch trotz katholischer Prägung kein Wesenszug. Besonders die Vergangenheit des Landes, welches bei einem Krieg fast eine komplette Generation Männer verloren hat, wirkt hier nach.
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#3
Wieder mehr optimistisch gestimmt, wollte ich dann auch die Gegend näher erkunden und besonders den Berg mit dem Nationalpark besteigen. Zuerst startete ich also zu einem kleinen Flüsschen, der im Wald aus Felsen ein besonderes Relief geformt haben sollte. Es handelte sich um einen an sich bekannten Ausflugsort namens „Salto Pa´í“. Doch bereits bei dieser Strecke kamen mir nach einigen km doch schon Zweifel. Die Wegweisungen waren sehr dürftig. Je näher ich an das Ziel kam, desto mehr wurde die Straße zur Schlammpiste. Irgendwann waren die Wege so fürchterlich, dass ich eigentlich umkehren sollte, nur hoffte ich, dass der Weg nicht mehr lange sein kann und fuhr weiter. Mitten in einem Wald war dann dieser Ort. Einige Einheimische wohnten und lebten direkt daneben, schlugen Holz im Wald. Leider war wegen Hochwasser nur zum Teil die Stelle gut zugänglich. Ich fand es aber soweit schon schön.

Am nächsten Tag wollte ich dann auf den Berg oben hinauf. „Cerro Tres Kandu“ klang schon verlockend. Vor allem etwas Urwald, Tiere, den Ausblick über das Land für meine Foto´s. Es ging dann wieder über Asphalt dann auf Pflasterstraßen und dann auf Erdstraßen. Seitlich der Straße zogen sich endlos lang erscheinende Plantagenwälder unterschiedlicher Höhe. Diese Wälder sind wohl sehr lukrativ und werden als Investition häufiger angeboten. Es sind aber letztlich leblos erscheinende Streichholzbaumwälder. Zuerst eingezäunt und dann häufig mit Vieh dazwischen, welche das Unterholz mindern und Schatten suchen. Außer dem bekannten Vieh, einigen Vögeln sieht man übrigens überhaupt keine Tiere. Man hört auch nichts. Man sagte, dass im Bergwald es noch einige Affen geben solle, Wildtiere aber würden entweder im Verkehr oder durch Jagd sterben und es gäbe praktisch kaum Tiere mehr. Den Berg erreichte ich aber auch diesmal nicht, da irgendwann die Straße zu einem Sumpf wandelte und ich in dieser menschenleeren Gegend kein Risiko eingehen wollte. So musste ich in Sichtweite des Ziels leider umkehren.

Die Bilder zu diesem Text (nur eine Auwahl) sind in diesem Bilder-Video enthalten. Anders habe ich es nicht hinbekommen.
[video]https://youtu.be/RaXLquvDDIo[/video]

Fortsetzung folgt
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#4
Endlich mal ein ehrlicher Bericht und nicht die uebliche Schoenmalerei. Respekt. Gruss Franz Josef.

Ach ja, diese musikaehnliche Halle im Hotel das Du beschriebst war mal eine Art Operettenhaus der Madam Lynch. Ich habe das vor 20 Jahren im Rahmen eines Besuches nach einer Auffuehrung dort kennengelernt.
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#5
Danke, gerne würde ich noch mit einigen Bildern hier das besser zeigen, jedoch scheitere ich gerade an diesem Punkt. Der weitere Text kommt noch.
Nun habe ich es über Umweg geschafft:
[video]https://youtu.be/RaXLquvDDIo[/video]
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#6
Tolle Bilder und alle interessant und auch realistisch. Die meisten Motive sah ich schon- ausser den tollen Haeusern die mir noch recht neu zu sein scheinen-.
Alle anderen Motive - speziell die am Anfang - waren frueher schon so . Man sieht es hat sich nix veraendert ausser den paar Vorzeigeobjekten fuer Touristen.
Eigentlich schade. Andererseits haettest ja anstelle eines Autos dir einen Heli mieten sollen. Gruss Franz Josef
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#7
Vielen Dank für den interessanten Bericht, ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.
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